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Prinz Friedrich von Homburg
Mein junges idiotisches Herz

Lulu


(Bühne)
Oper in zwei Akten mit Variationen und Adagio von Alban Berg
Musikalische Leitung: Karl-Heinz Steffens, Regie: Jasmina Hadžiahmetović
Kostüme: Mechthild Feuerstein
Dramaturgie: Ingo Gerlach
Oper Halle
Premiere: 06.02.2011


MZ 07.02.2011, von Andreas Hillger

Häutungen einer Schlange
Mit Alban Bergs ,,Lulu“ bekennt sich Halle zum Geist der Klassischen Moderne. Jasmina Hadziahmetovics Inszenierung überzeugt durch die musikalische Qualität.

Die Menagerie ist gut gefüllt: Da zeigt ein Tiger seine Zähne und ein Bär seine Klauen, da reißt ein Krokodil sein Maul auf und ein Affe rollt mit den Augen. Die beste aller Bestien aber bleibt zunächst unscheinbar. Erst in ihren Häutungen wird die Schlange die tödliche Kraft ihrer Verführung entfalten – als Püppchen und als Nixe, als Vamp und als Sterbende. Und ihre Namen werden dabei so vielfältig sein wie ihre Erscheinungen. Die von ihrem süßen Gift betäubten Männer haben sie Eva genannt, Mignon und Nelly. Nun aber heißt und ist sie: Lulu! Den Skandal, den Frank Wedekind einst mit seinem Erdgeist“ und mit der Büchse der Pandora“ auslösen konnte, betrachtet man auch in Alban Bergs Opern-Adaption heute aus historischer Distanz. Die Spielformen der Liebe und des Begehrens sind längst allgegenwärtig, gleichgeschlechtliche Paare finden sich im Themenkatalog der Mediengesellschaft ebenso wie sadomasochistische Neigungen. Die emotionale Not aber, der Schmerz der Verweigerung und die Lust der Hingabe sind in Bergs Musik noch immer aufgehoben. Und diese Qualität ist es auch, die nun die Inszenierung von Jasmina Hadziahmetovic an der Oper Halle zu einem Ereignis macht.
Im Bühnenbild von Hella Prokoph und in den Kostümen von Mechthild Feuerstein betont die Regisseurin den Modellcharakter des Spiels: Der Menagerie-Käfig wird als Ort des Geschehens festgeschrieben, lediglich wechselnde Horizonte und geöffnete Gitter-Segmente markieren Schauplätze und Fluchtwege. Zudem wird das gesamte Personal im Bewusstsein der Szene gehalten: Die Opfer möblieren sich ihren Richtplatz selbst, sie spannen die Leinwand für das Schattenspiel ihrer Leidenschaften und erstehen aus ihren Gräbern auf. So flirtet Lulu nicht nur mit den Lebenden, sie tanzt später auch mit den Untoten. All die erregende Abwechslung aber, die sie bei ihren Partnern sucht, entpuppt sich dabei als Wiederkehr des immer Gleichen. Anke Berndt rechtfertigt diese offene, desillusionierende Lesart, weil sie die Verwandlungen vor aller Augen selbstbewusst und ohne falsche Scham vollzieht: Sie macht den Käfig zur Garderobe, wechselt mit den Männern auch ihre Kleider und Perücken – und wirkt gerade darum für alle Kämpfe gewappnet, weil sie sich jede Blöße gibt. Vor allem aber erfüllt sie stimmlich jede Erwartung, die man an ihre große Partie stellen muss: Diese Lulu kann verführerisch zart und hysterisch hart sein, sie kann in höchster Lage schmeicheln und keifen und jedem Liebhaber ein perfektes Gegenüber bieten. Und dies bleibt ja Bedingung der himmelschreienden Höllenfahrt: dass die Frau als Projektionsfläche dient, in der Männer zunächst ihre geheimsten Wünsche und dann ihre eigene Ohnmacht erkennen.

Das Mädchen als Spielzeug

Der Dompteur, der Lulu am längsten im Zaum hielt, findet schließlich auch das schrecklichste Ende: Gerd Vogel spielt und singt den Journalisten Doktor Schön als machtbewussten Mann, der sich das Mädchen als Spielzeug gezüchtet hat und sich schon bald in den Fäden seiner Marionette verfängt. Zweimal hat er sie verheiratet, um seiner heimlichen Geliebten einen bürgerlichen Status zu verschaffen – nun stülpt sie ihm den Brautschleier über, um ihre eigenen Affären hinter der Fassade seines guten Rufes zu verbergen. Vogels Wechsel zwischen seriöser Selbstbehauptung und offener Verzweiflung macht die Begegnungen dieses Paares zu fatalistischen Höhepunkten, an denen sich auch Lulus Ehe-Episoden mit dem Medizinalrat (Asgeir Pall Agüstsson) und dem Maler (Michael Smallwood) messen lassen müssen. Einen besonderen Akzent setzt Schöns Sohn AIwa, dem Ralph Ertel neben der Gewissensnot auch die selbstironischen Reflexionen eines Komponisten über Größe und Grenzen des eigenen Handwerks abgewinnt. Als Spielmacher in der Doppelfunktion des Menageriedirektors und des alten Weggefährten Schigolch setzt Christoph Stegemann zudem diabolische Akzente, in kleineren Partien verstärken Sandra Maxheimer, Ki-Hyun Park und Nils Giesecke den hervorragenden Gesamteindruck des halleschen Solisten-Ensembles.
Das letzte – und anrührendste – Wort aber hat die lesbische Gräfin Geschwitz: Aus der Höhe des ersten Rangs beschwört Ulrike Schneider mit der wunderbaren Artikulation einer erfahrenen Oratorien-Sängerin noch einmal den„Engel“ Lulu und liefert damit zugleich die Begründung für das lange, stumme Finale. Berg hatte die Arbeit an der Oper 1935 unterbrochen, um nach dem Tod von Manon Gropius sein Violinkonzert „Dem Andenken eines Engels“ zu schreiben – und war dann selbst gestorben, ohne das Werk für das Musiktheater vollenden zu können.

Expressionistische Schraffur

Dass man in Halle nun nicht die nachträglichen Rekonstruktionen, sondern die Fassung letzter Hand zu hören bekommt, führt die Staatskapelle unter der Leitung ihres Generalmusikdirektors Karl-Heinz Steffens deutlich vor Augen: Nach all den dicht gedrängten Erregungskurven, der permanenten Nervosität und den alarmierenden Akzenten der ersten Akte bleibt das Finale pastoser – so, als warte die grundierte Fläche noch auf ihre expressionistische Schraffur. Und doch fließen im pantomimisch gefüllten Ende, in dem Jasmina Hadziahmetovic noch einmal den präzise berechneten Vorrat ihrer Zeichen ausbreitet, die ganze Tragödie der Lulu und die schreckliche Schönheit dieses Abends zusammen – als verhallender Klang, in dem ungezählte Einzelstimmen zur Ruhe kommen.

Orpheus , März/April, von Herbert Henning

Frau ohne Eigenschaften

Am Opernhaus hatte zum ersten Mal mit Bergs LULU eine Oper der Klassischen Moderne Premiere. Die Inszenierung von JASMINA HADZIAHMETOVICS wurde nicht nur zu einem Triumph des Musikalischen dank KARL-HEINZ STEFFENS und der Staatskapelle sowie eines exzellenten Solistenensembles. Die Konzeption der jungen Regisseurin, die sich für die von Berg vollendete zweiaktige Fassung (ohne den nachträglich eingefügten Tod von Lulu) entschieden hat, bringt im Vergleich zur gängigen Aufführungspraxis eine andere Sicht auf Lulu. Nicht Männer mordende femme fatale, sondern eine Frau als Projektionsfläche für Männerfantasien, als obskures Objekt von Lust und Begierde, als eine puppenhafte „Frau ohne Gesicht“, die sich immer wieder wie eine Schlange häutet und dabei Tod und Verderben bringt, ist dieses Geschöpf. In
der Interpretation durch die famos singende, in der Höhe sichere und im Spiel zwischen Naivität und Skrupellosigkeit balancierende ANKE BERNDT ist diese Lulu ungemein überzeugend. Sie wird von ihren Liebhabern Nelly, Eva, Mignon und schließlich Lulu genannt und ist alles andere als ein Vamp oder Lolita. Sie ist so, wie sie die Männer sehen wollen, und sie staffieren sie wie eine Schaufensterpuppe auch so aus. Jeder von ihnen bringt ihr wie eine neue Haut das Kleid mit, und sie ver-wandelt sich bei dem Maler Schwarz (MICHAEL SMALLWOOD) in ein kindlich-naives Modell und dann in ein nixenhaftes Wesen. Dr. Schön und sein Sohn Alwa (mit starker stimmlicher und darstellerischer Präsenz GERD VOGEL und RALPH ERTEL) verwandeln sie in eine geheimnisvolle Nachtclub-Schönheit im schwarzen Glitzerkleid.
Wenn Gräfin Geschwitz (fulminant besetzt durch ULRIKE SCHNEIDER) ins Spiel kommt, wird Lulu zum androgynen Mann-Weib. Den Rahmen dieser intelligenten Inszenierung bildet ein Käfig, in dem alle Beteiligten in den Masken von Tieren erscheinen (Ausstattung: HELLA PROKOPH/ MECHTHILD FEUERSTEIN) Tiger, Bär, Geier, Affe, Krokodil und Lulu als Schlange. Schigolch/Tierbändiger, eindrucksvoll gespielt von CHRISTOPH STEGEMANN, ist der Spielmacher, führt Lulu durchs Leben, begleitet ihren Aufstieg und Verfall, trägt ihr die Kleider nach.
Expressionistische Leidenschaft lodert aus dem Orchestergraben. Die Staatskapelle bleibt der in flirrenden Klangfarben komponierten Oper musikalisch nichts schuldig, meistert die Balance zwischen den unterschiedlichen musikalischen Formen mit differenzierter Klangschönheit.

MDR-Figaro, Frühkritik, 07.02.2011, von Dieter David Scholz

Alban Bergs: ,,Lulu“ im Opernhaus Halle

Warum hat sich die Regisseurin Jasmina Hadziahmetovic für die zweiaktige Fassung der Oper entschieden, wo es doch inzwischen mehrere Rekonstruktionen des dritten Aktes gibt?

Nun, ich denke ihr Hauptargument für diese Entscheidung, nicht den nachträglich vollendeten dritten Akt – weder in der Fassung von Friedrich Cerha, noch in der von Eberhard Kloke zu spielen, ist ein konzeptionelles. Sie will die zweiaktige Fassung spielen, die ja mit der Ermordung von Dr. Schön, ihrem ersten Mann, endet und nicht, wie der dritte Akt mit dem Mord an Lulu. Lulu ist für Jasmina Hadziahmetovic nicht die femme fatale, nicht die mordende Schlange, die am Ende selbst gemordet wird, sie will die meist gezeigte Geschichte vom Aufstieg und Fall einer skrupellosen Frau nicht noch einmal erzählen. Sondern sie will eher die Vorurteile und Aufführungskonventionen dieser Oper infrage stellen.

„Lulu“ ist also in der Inszenierung von Jasmina Hadziahmetovic keine Femme fatale, nicht die mordende Schlange, die am Ende selbst gemordet wird? Als was aber wird sie denn dann dargestellt?

Lulu ist bei Jasmina Hadziahmetovic keine Lolita, kein Vamp, keine Sexbombe. Und schon gar keine kindhaft-erotisch naive Verkörperung der ewigen Lust. Sie ist eher die Inkarnation männlicher Phantasien. Jeder ihrer Männer bringt denn auch die eigene Dekoration mit, um den Käfig der Begierde, den Hella Prokoph gebaut hat, mit seinem Wunschszenario auszustaffieren. Und im Wechselspiel zwischen Gier und Lust, Schwäche und Abhängigkeit, Suchen und Scheitern, ja zerbrechlicher Menschlichkeit und roher tierischer Triebhaftigkeit ist Lulu eigentlich eine Frau ohne Eigenschaften. Insofern ist diese Frau mit Anke Berndt ideal besetzt, weil sie der soubrettenquietschige Typ „eiskalte Sekretärin“ ist. Und nicht der einer vor Lust explodierenden, männerverschlingenden, unwiderstehlichen Schönheit. Im Gegenteil, wenn Anke Berndt immer wieder im fleischfarbenen Nackttrikot vor aller Augen theatralische Theater-Kostüme wechseln muss, ist das eher grotesk als erotisch. Begierde – so will uns die Regisseurin zeigen – ist reine Phantasie, nichts als grausames Spiel. Deshalb lässt sie das Stück auch in einem großen Käfig spielen. Zu Beginn und auch am Ende tragen alle Personen Tiermasken. Der Tierbändiger führt als Konférencier und Spielleiter durch das Stück. Er stellt alle Charaktere mit ihren tierischen Entsprechungen vor, Männer wie Frauen. Eine beißende Parabel. Der Mensch ist und bleibt eben ein Tier. Und alles „eitle Streben ist ein Selbstbetrug“, um es mit Worten aus Brechts Dreigroschenoper zu sagen.

Wie ist übrige das Ensemble rund um die „Lulu“-Sängerin und -Darstellerin Anke Berndt? Das Stück hat ja außer ihr noch 16 weitere Rollen?

Wobei ja einige Sänger in dieser Oper zwei Partien singen. Aber alle sind ausnahmslos gut besetzt worden. Eine tolle Ensembleleistung. Überwiegend hauseigene Sänger. Unter denen die Mezzosopranistin Ulrike Schneider als Gräfin Geschwitz gewissermaßen eine Luxusbesetzung darstellt. Auch Gerd Vogel als Dr.Schön ist fabelhaft. Ebenso der neue lyrische Tenor Ralph ErtI in den Partien des AIwa und des Komponisten. Und auch der neue junge Bassist des Opernhauses Halle, Christoph Stegemann, ist als Schigolch und Tierbändiger ganz ausgezeichnet. Eine sehr respektable Besetzung!

Karl-Heinz Steffens, der GMD der Staatskapelle Halle, hat selbst dirigiert. Kein leichtes Stück, auch musikalisch! Ist er mit der Inszenierung d’accord gegangen?

Ja, ich finde schon, denn er hat den Spagat zwischen dem schneidenden Konversationsstück und der fast mythischen Eros-Oper sehr überzeugend bewältigt. Er wird der Süße der Musik, die ja immer wieder neben serieller Sprödigkeit auch geradezu süchtig machende, romantische Passagen enthält, gerecht, und hält doch gleichzeitig Distanz. So wie die Regisseurin zum Stück. Das geht gut zusammen. Und die Staatskapelle Halle spielt diese nervös-narkotische, sinnliche, erregte, aber auch sperrige Musik sehr präzise und klangschön. Ein auch musikalisch sehr guter Abend.

Opernwelt, April 2011, von Boris Kehrmann

Musizierendes Theater

Der Höhepunkt kam zum Schluss. So transparent, wie die Staatskapelle Halle unter Karl-Heinz Steffens die Variationen aus Alban Bergs «Lulu-Suite» musizierte, fiel einem unwillkürlich Anton Weberns Diktum ein, in 50 Jahren würde jeder Postbote die Musik der Schönberg-Schule pfeifen. Zumindest konnte jeder musikalische Hörer die Metamorphosen des Wedekind’schen Lautenliedes «Konfession» durch alle Stimmen und Klangfarben verfolgen, bevor Steffens das Adagio mit Mahler’schem Weltschmerz auflud. Die Oper Halle hatte sich in der hiesigen Erstaufführung der «Lulu» klugerweise auf die zweiaktige Fragmentfassung beschränkt. Die ist durchaus abendfüllend und hat den Vorteil, weder Interpreten noch Publikum über Gebühr zu ermüden. So folgt man gespannt bis zum Erde, das eben nicht in Lulus Tod bestehen muss Die kleine, 60 köpfige Besetzung im tiefer als sonst herabgefahrenen Orchestergraben erlaubte den überwiegend deutschsprachigen Solisten einen entspannten Parlando-Ton von ungewöhnlicher Textverständlichkeit. Die differenzierte Sprachbehandlung Bergs vom gesprochenen Dialog über das Sprechen in notierter Tonhöhe bis zu den verschiedener Schattierungen des Gesangs trat deutlich hervor. Zumal Steffens ganz auf motivische Klarheit, Prägnanz der reichen Farbpalette Bergs und packend-dramatische Gestik setzte. Ein Glücksfall musizierenden Theaters.
Die Inszenierung bebildert im ersten Akt eine These Ulrike Prokops, der zufolge Lulu» nicht psychologisierend die Beziehungsgeschichte einer realen Frau erzählt sondern die Frauenbilder ihrer Männer Revue passieren lässt. So erschien die Gattin Dr. Golls als Goldilocks mit dem lüsternen Medizinalratsbären (in Anspielung an Peter Zadeks berühmte Schauspielinszenierung), die Gattin des Malers als BotticelIische Venus, die Variétetänzerin mit dem riesigen Kopfschmuck der Berliner Haller-Revuen, die Luc Bondy bereits 1978 in Hamburg zitiert hatte, und die Gattin Dr. Schöns als Louise Brooks. Spannend versprach es im Finale des ersten Akts zu werden. Lulu zwang Dr. Schön nicht nur zum Verzicht auf seine Braut, sondern auch zum Geschlechterrollentausch. Ihre Worte «Du hast mich ja gar nicht geheiratet. Ich habe dich geheiratet» bekamen neuen Sinn. Doch leider übernahm sie in der Kriminalkomödie des zweiten Akts mit den Hosen nicht die Führung. Jasmnina Hadziahmetovics Inszenierung wurde diffus, handwerklich fahrig, flüchtete in Slapstick. Nicht ganz verständlich wurde auch, warum das Stück wie bei Wieland Wagner 1966 in Stuttgart in einen Raubtierkäfig verlegt wurde und Lulus Liebhaberinnen und Liebhaber Tiermasken trugen. Bei Wagner (es existiert eine TV-Aufzeichnung) waren sie von ihren Trieben gehetzte Raubtiere in der Maske des Bürgers. Hadziahmetovic entschärfte den Käfig der Lüste zu Theater auf dem Theater. Rollenspieler sind wir, müde geworden in der ewigen Wiederkehr des vorhersehbar Gleichen. Keine besonders aufregende Einsicht.

Anke Berndt gab eine höhensichere Lulu mit etwas kehlig-quäkendem Kindertimbre und gegen Ende hin nur angedeuteter Koloratur. Die Tenöre Michael Smallwood (Maler) und Ralph Ertel (Alwa) sangen stimmschön, phrasierten intelligent, hatten aber mit dem Kopfstimmregister Probleme, Der balsamische Mezzo Ulrike Schneiders stellte für die kleine Partie der Geschwitz eine Luxusbesetzung dar. Ki-Huyn Park war ein poltriger Rodrigo, Gerd Vogel ein Dr. Schön von eminenter Bühnenpräsenz, Sandra Maxheimer ein blasser Gymnasiast. Nils Giesecke spielte den Prinzen kraft seines immer noch lyrischen Tamino-Tenors ins Naiv-Komische. Am stärksten prägte sich der junge Christoph Stegemann mit profundem Bass und hintergründiger Textgestaltung als Tierbändiger und Schigolch ein. Letzterer war hier weniger der verkommene Pflegevater Lulus als vielmehr der aasig-smarte Spielmacher a la «Cabaret».

Die Rheinpfalz , 07.02.2011, von Frank Pommer

Lulu lebt

Staatsphilharmonie-Chef Karl-Heinz Steffens dirigiert die Berg-Oper in Halle
Karl-Heinz Steffens hat an seinem zweiten Dienstort Halle sein Opernrepertoire um die klassische Moderne erweitert: Am Samstagabend dirigierte er die Premiere von Alban Bergs ,,Lulu“.
Die gute Nachricht: Lulu lebt. Sie überlebt. In Halle wird sie nicht von Jack the Ripper hingemetzelt. Karl- Heinz Steffens, sowohl Generalmusikdirektor der Oper Halle als auch der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz, präsentiert nur jene Teile der Berg-Oper, die der Komponist selbst vollendet hat. Es fehlt der komplette dritte Akt, weder die Fassung von Friedrich Cerha noch jene erst kürzlich uraufgeführte von Eberhard Kloke ist zu hören. Berg pur. Auf das abschließende Liebesduett zwischen Lulu und Alwa folgen Variationen und Adagio. Dramaturgisch bleibt das Werk so ein Torso, der symmetrische Aufbau der Oper, den Berg beabsichtigt hatte, geht verloren. Aber das von einer Pantomime begleitete Nachspiel ermöglicht Steffens und der Staatskapelle Halle nochmals ein emphatisches Plädoyer für diese grandiose Musik, die zu den einsamen Höhepunkten der Operngeschichte zählt.
Die Inszenierung der in Sarajevo geborenen Regisseurin Jasmina Hadziahmetovic spricht die angebliche männermordende Femme fatale von jeder Schuld frei. Selbst den Mord an Dr. Schön scheint sie nicht wirklich
begangen zu haben, im Tumult bleibt unklar, wer geschossen hat. Die Liebe zu Schön ist vielleicht ihre einzige Schuld. Bestimmt aber ihr einziger Fehler. Ansonsten ist sie ein Opfer – unserer schmutzigen Fantasie. Eine Projektionsfläche. Fleischgewordener Männertraum eines jeden dieser unzähligen Verehrer. Mal heißt sie Nelly, dann Eva, schließlich Mignon. Und ist doch immer nur Lulu. Urweib. Darf nicht sie selbst sein. Wird ausgestellt wie ein wildes Tier. Eine Schlange unter wilden Tieren. Alle tragen sie in Prolog und Epilog Masken, alle sind sie vertiert. Kein Mensch, nirgends.
Die Bühne von Hella Prokoph ist ein Käfig. Schigolch (Christoph Stegemann), Lulus Zuhälter-Vater, ist hier auch der Tierbändiger und Zirkusdirektor des Vorspiels. Er ist Spielleiter der Zurschaustellung dieser Frau. Er ist Täter. Er ist schuld – und natürlich auch wir. Voyeure allesamt, die wir in den Lulu-Zoo gehen, um das wilde Tier zu beobachten. Anke Berndt spielt diese Lulu ohne aggressive, offensive Erotik. Schutzbedürftig wirkt sie, wenn sie zwischen den Bildern des ersten Aktes, entblößt bis auf die Unterwäsche, neu eingekleidet wird für ihre nächste Rolle, für den nächsten Mann, die nächste Männerfantasie. Zu Beginn wirkt ihre Stimme noch leicht fahrig, in der Höhe spitz und schrill. Doch das legt sich im weiteren Verlauf des Abends, der schließlich zum Triumph für die Sängerin wird, die man in Ludwigshafen als Freia im ,,Rheingold“ erleben konnte. Ohnehin stemmt die Oper Halle dieses zentrale Werk der Moderne allein mit eigenen Kräften, von denen die meisten auch in das ,,Ring“-Projekt mit Ludwigshafen eingebunden sind. Etwa auch die fantastisch singenden Ralph Ertel als Alwa und Gerd Vogel als Dr. Schön, die wir bereits als Mime beziehungsweise Albench kennen.
Die Staatskapelle Halle begeistert vor allem in den melosgesättigten Passagen der Partitur, die so sehr nach Mahler klingen, dass es fast schon körperlich wehtut. Zu Beginn fehlt es dagegen etwas an Geschmeidigkeit und Leichtigkeit. Karl-Heinz Steffens agiert am Pult mit höchster Sensibilität für die vielen unterschiedlichen
Klangsphären dieser Musik. Es entsteht so ein ungemein lebendiges, packendes Musikdrama der Moderne.
Wie gesagt: Lulu lebt.

Inhalt der Oper: Sie geht über Leichen
Alban Bergs Oper ,,Lulu“ blieb ein Fragment. Der Komponist konnte von seinem letzten Werk, an dem er von 1928 bis zu seinem Tod 1935 arbeitete, nur die beiden ersten Akte vollenden. Die dreiaktige Version der Oper, die auf Frank Wedekinds Tragödien ,,Erdgeist“ und „Die Büchse der Pandora“ zurückgeht, wurde erst 1979 in Paris uraufgeführt. Friedrich Cerha hatte das Fragment vervollständigt. Mittlerweile gibt es auch einen dritten Akt, den der Dirigent Eberhard Kloke vervollständigt hat.
Frank Wedekind wie Alban Berg erzählen die Geschichte eines männermordenden Weibes, einer Femme fatale, die eine moderne Schwester der Carmen oder der Salome sein könnte. Sie braucht und verbraucht die Männer, geht dabei über Leichen: Ihren ersten Ehemann, einen Medizinalrat, trifft der Schlag, als er sie in flagranti mit dem Maler erwischt. Der Maler wiederum begeht Selbstmord, als er erfährt, dass Lulu ihn mit Doktor Schön betrügt. Dieser ist Lulus Schicksal – und sie sein Tod. Doch in dem Moment, in dem sie ihn erschießt, beginnt auch ihr unaufhaltsamer Abstieg, der in Londons Gosse endet. Dorthin ist sie mit Schöns Sohn Alwa und Schigolch, ihrem Zuhälter, der zugleich eine Art Vaterrolle übernimmt, geflohen. Als Prostituierte wird sie ein Opfer von Jack the Ripper, der sie bestialisch ermordet.

Halle Forum.de , 26.02.2011

Sie will doch nur spielen

Lulu – das ist eine Männermörderin, ein Vamp, eine Emanze. Eine Frau, die sich nimmt, was sie will. Ohne Rücksicht auf irgendwas. Sie ist drei Mal verheiratet, drei Mal liiert, hat zig Affären und Gönner. Da verliert man schnell die Übersicht. Eins aber haben alle Männer in ihrer Umgebung gemein: Völlig selbstlos geben sie sich auf, um Lulu zu gewinnen. Ist sie dann in ihrem „Besitz“, interessiert sie kaum noch. Mann wähnt sich sicher – dabei sucht Lulu schon langst nach einem neuen Opfer. Sie scheint nie zufrieden oder gar glücklich zu sein. Sie ist gefangen in der Rolle der Begehrten. Sie kann und kennt nichts anderes.

Im Bühnenbild von Hella Prokoph wird das innere Gefängnis der Lulu deutlich. Ein großer Metallkäfig bestimmt die Bühne in allen Szenen. Sie kann hier nicht entkommen, auch nicht als eine Krankheit sie körperlich ausgemergelt hat und nur noch die Gedanken an vergangene Zeiten Lulu hübsch erscheinen lassen.

Die Musik ist so modern und ernst, dass sie möglicherweise mehr fesselt und emotionalisiert als eine klassische Oper a la Mozart. Die Sänger und Sängerinnen und das Orchester unter der Leitung von Karl-Heinz Steffens und Michael Luig vollbringen eine großartige Leistung. Die arhythmischen und disharmonischen Klänge sind an Schwierigkeit im Zusammenspiel wohl kaum zu überbieten.
Die Musikerlnnen spielen mit einer Überzeugung und Kraft, dass beim Publikum Gänsehaut zurückbleibt. Besonders hervor stechen gesanglich Anke Berndt in der Rolle der Lulu und Ralph Ertel in der Rolle des Alwa Schön. Auch die schauspielerische Leistung ist außergewöhnlich stark. Berndt gelingt es die Entwicklungen und Facetten der Lulu perfekt dazustehen.
Alban Berg ließ sich durch Frank Wedekinds Tragödien „Die Büchse der Pandora“ und ,,Erdgeist“
inspirieren. In beiden damals verbotenen Theaterwerken ist Lulu die Hauptfigur.
Leider ist Bergs Oper ein Fragment geblieben. Er unterbrach zu Gunsten seines berühmten Violinkonzerts „Dem Andenken eines Engels“ die Arbeit an Lulu. Wegen einer tödlichen Blutvergiftung konnte die Komposition von Lulu nicht beendet werden. Die Oper Halle fügte an den dritten Akt rein instrumentale und schauspielerische Minuten aus Alban Bergs Lulu-Sinfonie an.
Auf den ersten Blick erscheint Jasmina Hadziahmetovics Inszenierung von Alban Bergs Oper wagemutig zu sein, auf den zweiten Blick ist es ein großartiger Einfall gewesen diese Komposition der besonderen Art auf die Bühne zu bringen. Große Emotionen einmal anders.


MZ 07.02.2011, von Andreas Hillger

Häutungen einer Schlange
Mit Alban Bergs ,,Lulu“ bekennt sich Halle zum Geist der Klassischen Moderne. Jasmina Hadziahmetovics Inszenierung überzeugt durch die musikalische Qualität.

Die Menagerie ist gut gefüllt: Da zeigt ein Tiger seine Zähne und ein Bär seine Klauen, da reißt ein Krokodil sein Maul auf und ein Affe rollt mit den Augen. Die beste aller Bestien aber bleibt zunächst unscheinbar. Erst in ihren Häutungen wird die Schlange die tödliche Kraft ihrer Verführung entfalten – als Püppchen und als Nixe, als Vamp und als Sterbende. Und ihre Namen werden dabei so vielfältig sein wie ihre Erscheinungen. Die von ihrem süßen Gift betäubten Männer haben sie Eva genannt, Mignon und Nelly. Nun aber heißt und ist sie: Lulu! Den Skandal, den Frank Wedekind einst mit seinem Erdgeist“ und mit der Büchse der Pandora“ auslösen konnte, betrachtet man auch in Alban Bergs Opern-Adaption heute aus historischer Distanz. Die Spielformen der Liebe und des Begehrens sind längst allgegenwärtig, gleichgeschlechtliche Paare finden sich im Themenkatalog der Mediengesellschaft ebenso wie sadomasochistische Neigungen. Die emotionale Not aber, der Schmerz der Verweigerung und die Lust der Hingabe sind in Bergs Musik noch immer aufgehoben. Und diese Qualität ist es auch, die nun die Inszenierung von Jasmina Hadziahmetovic an der Oper Halle zu einem Ereignis macht.
Im Bühnenbild von Hella Prokoph und in den Kostümen von Mechthild Feuerstein betont die Regisseurin den Modellcharakter des Spiels: Der Menagerie-Käfig wird als Ort des Geschehens festgeschrieben, lediglich wechselnde Horizonte und geöffnete Gitter-Segmente markieren Schauplätze und Fluchtwege. Zudem wird das gesamte Personal im Bewusstsein der Szene gehalten: Die Opfer möblieren sich ihren Richtplatz selbst, sie spannen die Leinwand für das Schattenspiel ihrer Leidenschaften und erstehen aus ihren Gräbern auf. So flirtet Lulu nicht nur mit den Lebenden, sie tanzt später auch mit den Untoten. All die erregende Abwechslung aber, die sie bei ihren Partnern sucht, entpuppt sich dabei als Wiederkehr des immer Gleichen. Anke Berndt rechtfertigt diese offene, desillusionierende Lesart, weil sie die Verwandlungen vor aller Augen selbstbewusst und ohne falsche Scham vollzieht: Sie macht den Käfig zur Garderobe, wechselt mit den Männern auch ihre Kleider und Perücken – und wirkt gerade darum für alle Kämpfe gewappnet, weil sie sich jede Blöße gibt. Vor allem aber erfüllt sie stimmlich jede Erwartung, die man an ihre große Partie stellen muss: Diese Lulu kann verführerisch zart und hysterisch hart sein, sie kann in höchster Lage schmeicheln und keifen und jedem Liebhaber ein perfektes Gegenüber bieten. Und dies bleibt ja Bedingung der himmelschreienden Höllenfahrt: dass die Frau als Projektionsfläche dient, in der Männer zunächst ihre geheimsten Wünsche und dann ihre eigene Ohnmacht erkennen.

Das Mädchen als Spielzeug

Der Dompteur, der Lulu am längsten im Zaum hielt, findet schließlich auch das schrecklichste Ende: Gerd Vogel spielt und singt den Journalisten Doktor Schön als machtbewussten Mann, der sich das Mädchen als Spielzeug gezüchtet hat und sich schon bald in den Fäden seiner Marionette verfängt. Zweimal hat er sie verheiratet, um seiner heimlichen Geliebten einen bürgerlichen Status zu verschaffen – nun stülpt sie ihm den Brautschleier über, um ihre eigenen Affären hinter der Fassade seines guten Rufes zu verbergen. Vogels Wechsel zwischen seriöser Selbstbehauptung und offener Verzweiflung macht die Begegnungen dieses Paares zu fatalistischen Höhepunkten, an denen sich auch Lulus Ehe-Episoden mit dem Medizinalrat (Asgeir Pall Agüstsson) und dem Maler (Michael Smallwood) messen lassen müssen. Einen besonderen Akzent setzt Schöns Sohn AIwa, dem Ralph Ertel neben der Gewissensnot auch die selbstironischen Reflexionen eines Komponisten über Größe und Grenzen des eigenen Handwerks abgewinnt. Als Spielmacher in der Doppelfunktion des Menageriedirektors und des alten Weggefährten Schigolch setzt Christoph Stegemann zudem diabolische Akzente, in kleineren Partien verstärken Sandra Maxheimer, Ki-Hyun Park und Nils Giesecke den hervorragenden Gesamteindruck des halleschen Solisten-Ensembles.
Das letzte – und anrührendste – Wort aber hat die lesbische Gräfin Geschwitz: Aus der Höhe des ersten Rangs beschwört Ulrike Schneider mit der wunderbaren Artikulation einer erfahrenen Oratorien-Sängerin noch einmal den„Engel“ Lulu und liefert damit zugleich die Begründung für das lange, stumme Finale. Berg hatte die Arbeit an der Oper 1935 unterbrochen, um nach dem Tod von Manon Gropius sein Violinkonzert „Dem Andenken eines Engels“ zu schreiben – und war dann selbst gestorben, ohne das Werk für das Musiktheater vollenden zu können.

Expressionistische Schraffur

Dass man in Halle nun nicht die nachträglichen Rekonstruktionen, sondern die Fassung letzter Hand zu hören bekommt, führt die Staatskapelle unter der Leitung ihres Generalmusikdirektors Karl-Heinz Steffens deutlich vor Augen: Nach all den dicht gedrängten Erregungskurven, der permanenten Nervosität und den alarmierenden Akzenten der ersten Akte bleibt das Finale pastoser – so, als warte die grundierte Fläche noch auf ihre expressionistische Schraffur. Und doch fließen im pantomimisch gefüllten Ende, in dem Jasmina Hadziahmetovic noch einmal den präzise berechneten Vorrat ihrer Zeichen ausbreitet, die ganze Tragödie der Lulu und die schreckliche Schönheit dieses Abends zusammen – als verhallender Klang, in dem ungezählte Einzelstimmen zur Ruhe kommen.

Orpheus , März/April, von Herbert Henning

Frau ohne Eigenschaften

Am Opernhaus hatte zum ersten Mal mit Bergs LULU eine Oper der Klassischen Moderne Premiere. Die Inszenierung von JASMINA HADZIAHMETOVICS wurde nicht nur zu einem Triumph des Musikalischen dank KARL-HEINZ STEFFENS und der Staatskapelle sowie eines exzellenten Solistenensembles. Die Konzeption der jungen Regisseurin, die sich für die von Berg vollendete zweiaktige Fassung (ohne den nachträglich eingefügten Tod von Lulu) entschieden hat, bringt im Vergleich zur gängigen Aufführungspraxis eine andere Sicht auf Lulu. Nicht Männer mordende femme fatale, sondern eine Frau als Projektionsfläche für Männerfantasien, als obskures Objekt von Lust und Begierde, als eine puppenhafte „Frau ohne Gesicht“, die sich immer wieder wie eine Schlange häutet und dabei Tod und Verderben bringt, ist dieses Geschöpf. In
der Interpretation durch die famos singende, in der Höhe sichere und im Spiel zwischen Naivität und Skrupellosigkeit balancierende ANKE BERNDT ist diese Lulu ungemein überzeugend. Sie wird von ihren Liebhabern Nelly, Eva, Mignon und schließlich Lulu genannt und ist alles andere als ein Vamp oder Lolita. Sie ist so, wie sie die Männer sehen wollen, und sie staffieren sie wie eine Schaufensterpuppe auch so aus. Jeder von ihnen bringt ihr wie eine neue Haut das Kleid mit, und sie ver-wandelt sich bei dem Maler Schwarz (MICHAEL SMALLWOOD) in ein kindlich-naives Modell und dann in ein nixenhaftes Wesen. Dr. Schön und sein Sohn Alwa (mit starker stimmlicher und darstellerischer Präsenz GERD VOGEL und RALPH ERTEL) verwandeln sie in eine geheimnisvolle Nachtclub-Schönheit im schwarzen Glitzerkleid.
Wenn Gräfin Geschwitz (fulminant besetzt durch ULRIKE SCHNEIDER) ins Spiel kommt, wird Lulu zum androgynen Mann-Weib. Den Rahmen dieser intelligenten Inszenierung bildet ein Käfig, in dem alle Beteiligten in den Masken von Tieren erscheinen (Ausstattung: HELLA PROKOPH/ MECHTHILD FEUERSTEIN) Tiger, Bär, Geier, Affe, Krokodil und Lulu als Schlange. Schigolch/Tierbändiger, eindrucksvoll gespielt von CHRISTOPH STEGEMANN, ist der Spielmacher, führt Lulu durchs Leben, begleitet ihren Aufstieg und Verfall, trägt ihr die Kleider nach.
Expressionistische Leidenschaft lodert aus dem Orchestergraben. Die Staatskapelle bleibt der in flirrenden Klangfarben komponierten Oper musikalisch nichts schuldig, meistert die Balance zwischen den unterschiedlichen musikalischen Formen mit differenzierter Klangschönheit.

MDR-Figaro, Frühkritik, 07.02.2011, von Dieter David Scholz

Alban Bergs: ,,Lulu“ im Opernhaus Halle

Warum hat sich die Regisseurin Jasmina Hadziahmetovic für die zweiaktige Fassung der Oper entschieden, wo es doch inzwischen mehrere Rekonstruktionen des dritten Aktes gibt?

Nun, ich denke ihr Hauptargument für diese Entscheidung, nicht den nachträglich vollendeten dritten Akt – weder in der Fassung von Friedrich Cerha, noch in der von Eberhard Kloke zu spielen, ist ein konzeptionelles. Sie will die zweiaktige Fassung spielen, die ja mit der Ermordung von Dr. Schön, ihrem ersten Mann, endet und nicht, wie der dritte Akt mit dem Mord an Lulu. Lulu ist für Jasmina Hadziahmetovic nicht die femme fatale, nicht die mordende Schlange, die am Ende selbst gemordet wird, sie will die meist gezeigte Geschichte vom Aufstieg und Fall einer skrupellosen Frau nicht noch einmal erzählen. Sondern sie will eher die Vorurteile und Aufführungskonventionen dieser Oper infrage stellen.

„Lulu“ ist also in der Inszenierung von Jasmina Hadziahmetovic keine Femme fatale, nicht die mordende Schlange, die am Ende selbst gemordet wird? Als was aber wird sie denn dann dargestellt?

Lulu ist bei Jasmina Hadziahmetovic keine Lolita, kein Vamp, keine Sexbombe. Und schon gar keine kindhaft-erotisch naive Verkörperung der ewigen Lust. Sie ist eher die Inkarnation männlicher Phantasien. Jeder ihrer Männer bringt denn auch die eigene Dekoration mit, um den Käfig der Begierde, den Hella Prokoph gebaut hat, mit seinem Wunschszenario auszustaffieren. Und im Wechselspiel zwischen Gier und Lust, Schwäche und Abhängigkeit, Suchen und Scheitern, ja zerbrechlicher Menschlichkeit und roher tierischer Triebhaftigkeit ist Lulu eigentlich eine Frau ohne Eigenschaften. Insofern ist diese Frau mit Anke Berndt ideal besetzt, weil sie der soubrettenquietschige Typ „eiskalte Sekretärin“ ist. Und nicht der einer vor Lust explodierenden, männerverschlingenden, unwiderstehlichen Schönheit. Im Gegenteil, wenn Anke Berndt immer wieder im fleischfarbenen Nackttrikot vor aller Augen theatralische Theater-Kostüme wechseln muss, ist das eher grotesk als erotisch. Begierde – so will uns die Regisseurin zeigen – ist reine Phantasie, nichts als grausames Spiel. Deshalb lässt sie das Stück auch in einem großen Käfig spielen. Zu Beginn und auch am Ende tragen alle Personen Tiermasken. Der Tierbändiger führt als Konférencier und Spielleiter durch das Stück. Er stellt alle Charaktere mit ihren tierischen Entsprechungen vor, Männer wie Frauen. Eine beißende Parabel. Der Mensch ist und bleibt eben ein Tier. Und alles „eitle Streben ist ein Selbstbetrug“, um es mit Worten aus Brechts Dreigroschenoper zu sagen.

Wie ist übrige das Ensemble rund um die „Lulu“-Sängerin und -Darstellerin Anke Berndt? Das Stück hat ja außer ihr noch 16 weitere Rollen?

Wobei ja einige Sänger in dieser Oper zwei Partien singen. Aber alle sind ausnahmslos gut besetzt worden. Eine tolle Ensembleleistung. Überwiegend hauseigene Sänger. Unter denen die Mezzosopranistin Ulrike Schneider als Gräfin Geschwitz gewissermaßen eine Luxusbesetzung darstellt. Auch Gerd Vogel als Dr.Schön ist fabelhaft. Ebenso der neue lyrische Tenor Ralph ErtI in den Partien des AIwa und des Komponisten. Und auch der neue junge Bassist des Opernhauses Halle, Christoph Stegemann, ist als Schigolch und Tierbändiger ganz ausgezeichnet. Eine sehr respektable Besetzung!

Karl-Heinz Steffens, der GMD der Staatskapelle Halle, hat selbst dirigiert. Kein leichtes Stück, auch musikalisch! Ist er mit der Inszenierung d’accord gegangen?

Ja, ich finde schon, denn er hat den Spagat zwischen dem schneidenden Konversationsstück und der fast mythischen Eros-Oper sehr überzeugend bewältigt. Er wird der Süße der Musik, die ja immer wieder neben serieller Sprödigkeit auch geradezu süchtig machende, romantische Passagen enthält, gerecht, und hält doch gleichzeitig Distanz. So wie die Regisseurin zum Stück. Das geht gut zusammen. Und die Staatskapelle Halle spielt diese nervös-narkotische, sinnliche, erregte, aber auch sperrige Musik sehr präzise und klangschön. Ein auch musikalisch sehr guter Abend.

Opernwelt, April 2011, von Boris Kehrmann

Musizierendes Theater

Der Höhepunkt kam zum Schluss. So transparent, wie die Staatskapelle Halle unter Karl-Heinz Steffens die Variationen aus Alban Bergs «Lulu-Suite» musizierte, fiel einem unwillkürlich Anton Weberns Diktum ein, in 50 Jahren würde jeder Postbote die Musik der Schönberg-Schule pfeifen. Zumindest konnte jeder musikalische Hörer die Metamorphosen des Wedekind’schen Lautenliedes «Konfession» durch alle Stimmen und Klangfarben verfolgen, bevor Steffens das Adagio mit Mahler’schem Weltschmerz auflud. Die Oper Halle hatte sich in der hiesigen Erstaufführung der «Lulu» klugerweise auf die zweiaktige Fragmentfassung beschränkt. Die ist durchaus abendfüllend und hat den Vorteil, weder Interpreten noch Publikum über Gebühr zu ermüden. So folgt man gespannt bis zum Erde, das eben nicht in Lulus Tod bestehen muss Die kleine, 60 köpfige Besetzung im tiefer als sonst herabgefahrenen Orchestergraben erlaubte den überwiegend deutschsprachigen Solisten einen entspannten Parlando-Ton von ungewöhnlicher Textverständlichkeit. Die differenzierte Sprachbehandlung Bergs vom gesprochenen Dialog über das Sprechen in notierter Tonhöhe bis zu den verschiedener Schattierungen des Gesangs trat deutlich hervor. Zumal Steffens ganz auf motivische Klarheit, Prägnanz der reichen Farbpalette Bergs und packend-dramatische Gestik setzte. Ein Glücksfall musizierenden Theaters.
Die Inszenierung bebildert im ersten Akt eine These Ulrike Prokops, der zufolge Lulu» nicht psychologisierend die Beziehungsgeschichte einer realen Frau erzählt sondern die Frauenbilder ihrer Männer Revue passieren lässt. So erschien die Gattin Dr. Golls als Goldilocks mit dem lüsternen Medizinalratsbären (in Anspielung an Peter Zadeks berühmte Schauspielinszenierung), die Gattin des Malers als BotticelIische Venus, die Variétetänzerin mit dem riesigen Kopfschmuck der Berliner Haller-Revuen, die Luc Bondy bereits 1978 in Hamburg zitiert hatte, und die Gattin Dr. Schöns als Louise Brooks. Spannend versprach es im Finale des ersten Akts zu werden. Lulu zwang Dr. Schön nicht nur zum Verzicht auf seine Braut, sondern auch zum Geschlechterrollentausch. Ihre Worte «Du hast mich ja gar nicht geheiratet. Ich habe dich geheiratet» bekamen neuen Sinn. Doch leider übernahm sie in der Kriminalkomödie des zweiten Akts mit den Hosen nicht die Führung. Jasmnina Hadziahmetovics Inszenierung wurde diffus, handwerklich fahrig, flüchtete in Slapstick. Nicht ganz verständlich wurde auch, warum das Stück wie bei Wieland Wagner 1966 in Stuttgart in einen Raubtierkäfig verlegt wurde und Lulus Liebhaberinnen und Liebhaber Tiermasken trugen. Bei Wagner (es existiert eine TV-Aufzeichnung) waren sie von ihren Trieben gehetzte Raubtiere in der Maske des Bürgers. Hadziahmetovic entschärfte den Käfig der Lüste zu Theater auf dem Theater. Rollenspieler sind wir, müde geworden in der ewigen Wiederkehr des vorhersehbar Gleichen. Keine besonders aufregende Einsicht.

Anke Berndt gab eine höhensichere Lulu mit etwas kehlig-quäkendem Kindertimbre und gegen Ende hin nur angedeuteter Koloratur. Die Tenöre Michael Smallwood (Maler) und Ralph Ertel (Alwa) sangen stimmschön, phrasierten intelligent, hatten aber mit dem Kopfstimmregister Probleme, Der balsamische Mezzo Ulrike Schneiders stellte für die kleine Partie der Geschwitz eine Luxusbesetzung dar. Ki-Huyn Park war ein poltriger Rodrigo, Gerd Vogel ein Dr. Schön von eminenter Bühnenpräsenz, Sandra Maxheimer ein blasser Gymnasiast. Nils Giesecke spielte den Prinzen kraft seines immer noch lyrischen Tamino-Tenors ins Naiv-Komische. Am stärksten prägte sich der junge Christoph Stegemann mit profundem Bass und hintergründiger Textgestaltung als Tierbändiger und Schigolch ein. Letzterer war hier weniger der verkommene Pflegevater Lulus als vielmehr der aasig-smarte Spielmacher a la «Cabaret».

Die Rheinpfalz , 07.02.2011, von Frank Pommer

Lulu lebt

Staatsphilharmonie-Chef Karl-Heinz Steffens dirigiert die Berg-Oper in Halle
Karl-Heinz Steffens hat an seinem zweiten Dienstort Halle sein Opernrepertoire um die klassische Moderne erweitert: Am Samstagabend dirigierte er die Premiere von Alban Bergs ,,Lulu“.
Die gute Nachricht: Lulu lebt. Sie überlebt. In Halle wird sie nicht von Jack the Ripper hingemetzelt. Karl- Heinz Steffens, sowohl Generalmusikdirektor der Oper Halle als auch der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz, präsentiert nur jene Teile der Berg-Oper, die der Komponist selbst vollendet hat. Es fehlt der komplette dritte Akt, weder die Fassung von Friedrich Cerha noch jene erst kürzlich uraufgeführte von Eberhard Kloke ist zu hören. Berg pur. Auf das abschließende Liebesduett zwischen Lulu und Alwa folgen Variationen und Adagio. Dramaturgisch bleibt das Werk so ein Torso, der symmetrische Aufbau der Oper, den Berg beabsichtigt hatte, geht verloren. Aber das von einer Pantomime begleitete Nachspiel ermöglicht Steffens und der Staatskapelle Halle nochmals ein emphatisches Plädoyer für diese grandiose Musik, die zu den einsamen Höhepunkten der Operngeschichte zählt.
Die Inszenierung der in Sarajevo geborenen Regisseurin Jasmina Hadziahmetovic spricht die angebliche männermordende Femme fatale von jeder Schuld frei. Selbst den Mord an Dr. Schön scheint sie nicht wirklich
begangen zu haben, im Tumult bleibt unklar, wer geschossen hat. Die Liebe zu Schön ist vielleicht ihre einzige Schuld. Bestimmt aber ihr einziger Fehler. Ansonsten ist sie ein Opfer – unserer schmutzigen Fantasie. Eine Projektionsfläche. Fleischgewordener Männertraum eines jeden dieser unzähligen Verehrer. Mal heißt sie Nelly, dann Eva, schließlich Mignon. Und ist doch immer nur Lulu. Urweib. Darf nicht sie selbst sein. Wird ausgestellt wie ein wildes Tier. Eine Schlange unter wilden Tieren. Alle tragen sie in Prolog und Epilog Masken, alle sind sie vertiert. Kein Mensch, nirgends.
Die Bühne von Hella Prokoph ist ein Käfig. Schigolch (Christoph Stegemann), Lulus Zuhälter-Vater, ist hier auch der Tierbändiger und Zirkusdirektor des Vorspiels. Er ist Spielleiter der Zurschaustellung dieser Frau. Er ist Täter. Er ist schuld – und natürlich auch wir. Voyeure allesamt, die wir in den Lulu-Zoo gehen, um das wilde Tier zu beobachten. Anke Berndt spielt diese Lulu ohne aggressive, offensive Erotik. Schutzbedürftig wirkt sie, wenn sie zwischen den Bildern des ersten Aktes, entblößt bis auf die Unterwäsche, neu eingekleidet wird für ihre nächste Rolle, für den nächsten Mann, die nächste Männerfantasie. Zu Beginn wirkt ihre Stimme noch leicht fahrig, in der Höhe spitz und schrill. Doch das legt sich im weiteren Verlauf des Abends, der schließlich zum Triumph für die Sängerin wird, die man in Ludwigshafen als Freia im ,,Rheingold“ erleben konnte. Ohnehin stemmt die Oper Halle dieses zentrale Werk der Moderne allein mit eigenen Kräften, von denen die meisten auch in das ,,Ring“-Projekt mit Ludwigshafen eingebunden sind. Etwa auch die fantastisch singenden Ralph Ertel als Alwa und Gerd Vogel als Dr. Schön, die wir bereits als Mime beziehungsweise Albench kennen.
Die Staatskapelle Halle begeistert vor allem in den melosgesättigten Passagen der Partitur, die so sehr nach Mahler klingen, dass es fast schon körperlich wehtut. Zu Beginn fehlt es dagegen etwas an Geschmeidigkeit und Leichtigkeit. Karl-Heinz Steffens agiert am Pult mit höchster Sensibilität für die vielen unterschiedlichen
Klangsphären dieser Musik. Es entsteht so ein ungemein lebendiges, packendes Musikdrama der Moderne.
Wie gesagt: Lulu lebt.

Inhalt der Oper: Sie geht über Leichen
Alban Bergs Oper ,,Lulu“ blieb ein Fragment. Der Komponist konnte von seinem letzten Werk, an dem er von 1928 bis zu seinem Tod 1935 arbeitete, nur die beiden ersten Akte vollenden. Die dreiaktige Version der Oper, die auf Frank Wedekinds Tragödien ,,Erdgeist“ und „Die Büchse der Pandora“ zurückgeht, wurde erst 1979 in Paris uraufgeführt. Friedrich Cerha hatte das Fragment vervollständigt. Mittlerweile gibt es auch einen dritten Akt, den der Dirigent Eberhard Kloke vervollständigt hat.
Frank Wedekind wie Alban Berg erzählen die Geschichte eines männermordenden Weibes, einer Femme fatale, die eine moderne Schwester der Carmen oder der Salome sein könnte. Sie braucht und verbraucht die Männer, geht dabei über Leichen: Ihren ersten Ehemann, einen Medizinalrat, trifft der Schlag, als er sie in flagranti mit dem Maler erwischt. Der Maler wiederum begeht Selbstmord, als er erfährt, dass Lulu ihn mit Doktor Schön betrügt. Dieser ist Lulus Schicksal – und sie sein Tod. Doch in dem Moment, in dem sie ihn erschießt, beginnt auch ihr unaufhaltsamer Abstieg, der in Londons Gosse endet. Dorthin ist sie mit Schöns Sohn Alwa und Schigolch, ihrem Zuhälter, der zugleich eine Art Vaterrolle übernimmt, geflohen. Als Prostituierte wird sie ein Opfer von Jack the Ripper, der sie bestialisch ermordet.

Halle Forum.de , 26.02.2011

Sie will doch nur spielen

Lulu – das ist eine Männermörderin, ein Vamp, eine Emanze. Eine Frau, die sich nimmt, was sie will. Ohne Rücksicht auf irgendwas. Sie ist drei Mal verheiratet, drei Mal liiert, hat zig Affären und Gönner. Da verliert man schnell die Übersicht. Eins aber haben alle Männer in ihrer Umgebung gemein: Völlig selbstlos geben sie sich auf, um Lulu zu gewinnen. Ist sie dann in ihrem „Besitz“, interessiert sie kaum noch. Mann wähnt sich sicher – dabei sucht Lulu schon langst nach einem neuen Opfer. Sie scheint nie zufrieden oder gar glücklich zu sein. Sie ist gefangen in der Rolle der Begehrten. Sie kann und kennt nichts anderes.

Im Bühnenbild von Hella Prokoph wird das innere Gefängnis der Lulu deutlich. Ein großer Metallkäfig bestimmt die Bühne in allen Szenen. Sie kann hier nicht entkommen, auch nicht als eine Krankheit sie körperlich ausgemergelt hat und nur noch die Gedanken an vergangene Zeiten Lulu hübsch erscheinen lassen.

Die Musik ist so modern und ernst, dass sie möglicherweise mehr fesselt und emotionalisiert als eine klassische Oper a la Mozart. Die Sänger und Sängerinnen und das Orchester unter der Leitung von Karl-Heinz Steffens und Michael Luig vollbringen eine großartige Leistung. Die arhythmischen und disharmonischen Klänge sind an Schwierigkeit im Zusammenspiel wohl kaum zu überbieten.
Die Musikerlnnen spielen mit einer Überzeugung und Kraft, dass beim Publikum Gänsehaut zurückbleibt. Besonders hervor stechen gesanglich Anke Berndt in der Rolle der Lulu und Ralph Ertel in der Rolle des Alwa Schön. Auch die schauspielerische Leistung ist außergewöhnlich stark. Berndt gelingt es die Entwicklungen und Facetten der Lulu perfekt dazustehen.
Alban Berg ließ sich durch Frank Wedekinds Tragödien „Die Büchse der Pandora“ und ,,Erdgeist“
inspirieren. In beiden damals verbotenen Theaterwerken ist Lulu die Hauptfigur.
Leider ist Bergs Oper ein Fragment geblieben. Er unterbrach zu Gunsten seines berühmten Violinkonzerts „Dem Andenken eines Engels“ die Arbeit an Lulu. Wegen einer tödlichen Blutvergiftung konnte die Komposition von Lulu nicht beendet werden. Die Oper Halle fügte an den dritten Akt rein instrumentale und schauspielerische Minuten aus Alban Bergs Lulu-Sinfonie an.
Auf den ersten Blick erscheint Jasmina Hadziahmetovics Inszenierung von Alban Bergs Oper wagemutig zu sein, auf den zweiten Blick ist es ein großartiger Einfall gewesen diese Komposition der besonderen Art auf die Bühne zu bringen. Große Emotionen einmal anders.